Montag, 27. April 2015

BONFIRE - Glörious

Band: Bonfire
Album: Glörious
Spielzeit: 67:49 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Borila Records
Veröffentlichung: 24.04.2015
Homepage: www.bonfire.de

Nein, nein und nochmals nein. Niemals kann das gut gehen. Das zumindest sagt das Fanherz, wenn es um die neue Version der Ingolstädter Hardrocker BONFIRE geht. Aber wir wollen natürlich sachlich an das neue Album „Glörious“ herangehen und dem Unterfangen eine faire Chance geben. Das haben Hans Ziller (guitars) und seine rundum erneuerte Band verdient. Was war eigentlich geschehen? Im Oktober 2014 verließ Sänger Claus Lessmann die Band und mit ihm gleich der Rest der Band. Bandgründer Ziller saß quasi alleine da und so begann die Suche nach neuen Horizonten. Aber wagen zuerst einen kurzen Blick zurück.

Kreativität braucht immer ein gewisses Knistern. Das war im Falle von BONRIE alleine schon damit gegeben, dass Lessmann als Fan des FC Bayern München ein Roter, Ziller als eingefleischter Anhänger des „Stadtrivalen“ TSV 1860 München ein Blauer ist. Dabei führten Anfang der 1990er ganz andere Gründe zur ersten Trennung. Damals war es Ziller, der die Band nach drei erfolgreichen Alben verließ. Danach ging es bergab und BONFIRE lösten sich nach dem halbgaren „Knock Out“ das erste Mal auf. Mitte der 1990er versuchten es die beiden Kreativköpfe mit ihrem Projekt LESSMANN/ZILLER noch einmal miteinander mit dem Ergebnis, dass ab dem 1997er Comeback „Rebel Soul“ wieder ein gehöriger Aufwärtstrend zu spüren war. Ein Jahr zuvor kam mit dem Doppelpack „Feels Like Coming Home“ und „Freudenfeuer“ ein eher durchwachsenes und zaghaftes Herantasten an alte Stärken auf den Markt. Die deutsche Version des Albums („Freudenfeuer“) enthielt lediglich neu eingespielte Versionen des LESSMANN/ZILLER Projekts sowie ein paar neue Songs und das englisch-sprachige Pendant nannte sich eben „Feels Like Coming Home“. So richtig zu brennen begann das Feuer mit dem 1999er Langspieler „Fuel To The Flames“, das BONFIRE nahezu so stark wie in den Anfangsjahren präsentierte. Auch das folgende „Strike X“ war richtig gut. In den Folgejahren zeigte die Leistungskurve allerdings wieder nach unten, was in unnötigen Versuchen endete, modern klingen zu wollen und auch die härtere Schiene stand den Ingolstädtern nicht sonderlich gut zu Gesicht. Zudem waren die Songs nicht mehr so zwingend wie um die Jahrtausendwende.

Jetzt also soll BONFIRE ohne das Aushängeschild Claus Lessmann mit seiner prägnanten Stimme funktionieren (der „sonnt“ sich momentan mit Michael Voss im bayrischen Wald und bastelt an einem neuen Projekt). Kaum zu glauben, aber der neue Mann am Mikro ist kein Geringerer als David Reece. Wer hier große Augen bekommt, wird bei den Namen der übrigen neuen Mitstreiter ganz schnell merken, dass die neue Besetzung von BONFIRE identisch ist mit der aktuellen Version von Ziller´s jüngst wiederbelebten Projekt EZ LIVIN. Deren letztes Album „Firestorm“ (Rezi HIER http://rock-garage-magazine.blogspot.de/2014/02/ez-livin-firestorm.html) allerdings war etwas enttäuschend ausgefallen. Auch der Posten des Produzenten lässt nicht viel Gutes erwarten, denn Fließbandarbeiter Alessandro Del Vecchio wurde dazu auserkoren, für den Neuanfang den Sound zu machen.

Über eine Stunde lang ist die Platte geworden, da findet sich sicher der ein oder andere überflüssige Song. Der ist aber erstmal nicht auszumachen, denn mit „21 Guns Salute (Goes Boom)“ und dem flotten „Nothin´At All“ startet man recht gutklassig. So richtig BONFIRE-mässig wird es aber erst mit dem dritten Stück „Can´t Break Away“. Hier erinnert das Riffing von Hans Ziller an alte Zeiten, wenngleich der Sound leider zu sehr am verwaschenen Klang ihres größten Erfolgs „Fire Works“ (Klassiker-Rezi HIER) angelehnt ist. Bei „Remember“ ist die Gitarrenarbeit abermals erste Sahne. Einfache aber prägnante Riffs fördert Herr Ziller hier zu Tage. Wären die Plastik-Fanfaren am Anfang von „Glörious“ (was soll eigentlich dieser bescheuerte Umlaut?) nicht, wäre der Song nahezu perfekt, der bisherige Höhepunkt. Auch „Supernatural Disguise“ kann – nicht zuletzt wegen Ziller´s Gitarrenarbeit – punkten. Völlig daneben sind dagegen die Neuaufnahmen von „Sweet Obsession“ und „American Nights“. Auch die Covernummer „With A Little Help From My Friends“ von JOE COCKER hätte man sich sparen können.

Von allen Seiten bläst ein stürmischer Wind in die Gesichter der neuen Version von BONFIRE. Die Fans scheinen die Band nicht akzeptieren zu wollen, Lessmann selbst dagegen steht nicht gerade unter Zugzwang. Damit hat sich Hans Ziller einen ordentlichen Klotz ans Bein gebunden. Nach der Reaktivierung seiner Combo EZ LIVIN hätte er vielleicht auch dabei bleiben sollen und BONFIRE zumindest für eine Zeit lang ruhen lassen. Unter dem Banner EZ LIVIN wäre dieses Album nach der formschwachen Vorstellung des letzten Jahres ein kleines Ausrufezeichen gewesen. Als BONFIRE kann „Glörious“ nur bedingt funktionieren.

WERTUNG:






Trackliste:

1. 21 Guns Salute (Goes Boom)
2. Nothin´ At All
3. Can´t Break Away
4. Remember
5. Fallin´ Outta Love
6. Glorious
7. Supernatural Disguise
8. Shooting Star
9. Lies
10. Put Out The Flames
11. Free Wind Desperado
12. Sweet Obsession (New Recording)
13. American Nights (New Recording)
14. With A Little Help From My Friends

Stefan

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